Geschichte - Ziegeleimuseum Westerholt

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Geschichte

Die Ziegelei
Eine alte Ziegelei wird zum Museum

In Westerholt, eine der ältesten Ortschaften der Gemeinde Wardenburg, entdeckte man Anfang des 19. Jahrhunderts reichhaltige Lehmvorkommen. Aufgrund der hervorragenden Eignung des Lehms für die Ziegelproduktion erwarb der wohlhabende Dorfschmied und Landwirt Diedrich Teebken aus Oberlethe im Jahr 1824 ein sieben Hektar großes Grundstück in Westerholt mit reichen oberflächennahen Lehmvorkommen. Im Jahr 1845 wurde schließlich der Bauantrag für eine Ziegelei gestellt. In seiner Schmiede stellte er die für die Ziegelproduktion notwendigen Geräte selbst her.

Zunächst betrieb er eine Handstrichziegelei bei der fast alle Tätigkeiten reine Handarbeit (in der Regel Kinderarbeit) waren und unter freiem Himmel stattfanden. Um genügend erfahrene Ziegelei-Facharbeiter für jede Brennsaison von April bis Oktober zu haben, stellte Teebken lippische Wanderziegler ein, von denen einige in Westerholt und Umgebung sesshaft wurden. Abgesehen von menschlicher Arbeitskraft beherbergte die Ziegelei viele Pferde, die Karren mit Ton, Brennmaterial und fertigen Ziegeln ziehen mussten. Kinder füllten den vorbereiteten Lehm in Handstrichformen aus Holz und brachten die entstandenen Formlinge auf einen Trockenplatz. Nach vier bis sechs Wochen Trocknung waren aus den Formlingen Rohlinge entstanden, die zu tausenden in einfachen Feldbrandöfen gebrannt wurden. Auf diese einfache Art und Weise wurden damals pro Saison 150.000 Ziegel hergestellt.

Schon vor dem Ersten Weltkrieg wollte Diedrich Teebken die Ziegelei erweitern und dem damaligen Industriestandard anpassen. Er kaufte neben einer Dampfmaschine viele Gerätschaften für eine industrielle Ziegelherstellung. Doch während des Ersten Weltkriegs musste der Ziegeleibetrieb eingestellt werden, da sowohl Ziegeleibesitzer als auch die gesamte Belegschaft zum Kriegsdienst eingezogen wurde. Erst nach dem Kriegsende 1918 nahm man die Arbeit wieder auf.

Als der einfache Brennofen der Ziegelei vollkommen ausbrannte, wurde dieser 1925 durch einen Hoffmannschen Ringofen ersetzt, der bis heute das Herzstück des Museums Alte Ziegelei darstellt. Ringöfen dieses Typs waren von 1860 bis 1960 die effizientesten und effektivsten Brennöfen. Während sie in Industrieländern in den 1960er Jahren durch moderne Tunnelöfen abgelöst wurden, finden sie in Entwicklungsländern sogar heute noch Verwendung. 
Mit dem Ringofen wurden auch die Trockenschuppen in der Ziegelei Teebken auf eine Lagerkapazität von 200.000 Rohlingen ausgebaut. Zudem wurden spezielle Gerüste und auf Schienen laufende Absetzwagen angeschafft. Somit war die Ziegelei Teebken 1925 auf dem neusten Stand der Technik und vermochte es durch die Modernisierung in einer Saison eine Million Ziegel herzustellen. Die Ziegelei hatte nun 16 feste Mitarbeiter, die nur 38 Pfennig pro Stunde verdienten und oftmals bis zu 16 Stunden pro Tag arbeiteten.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Ziegelei erneut stillgelegt, doch nach 1945 war durch den Wiederaufbau die Nachfrage nach Ziegeln so groß, dass der Betrieb wieder aufgenommen wurde - nun jedoch mit Elektromotor statt Dampfmaschine.
Als es aber durch die große Konkurrenz notwendig wurde, auf einen modernen Tunnelofen umzurüsten, entschied man sich gegen die Investition, da man die Zukunftsaussichten einer kleinen Ziegelei für zu gering erachtete. Daher traf man 1966 schließlich die Entscheidung, den Betrieb für immer zu schließen. Fast alle Maschinen wurden verkauft oder verschrottet und 1990 folgte ein Antrag, die Ziegelei abzureißen.

Aber die Einwohner von Westerholt und Umgebung waren der Meinung, dass die Ziegelei ihre Bedeutung als Industriedenkmal in Zukunft nicht verlieren dürfe, sondern für nachfolgende Generationen erhalten bleiben müsse. Sie gründeten für den Erhalt der Anlage den Förderverein Alte Ziegelei Westerholt e.V., der sich zum Ziel gesetzt hat, die Ziegelei zu restaurieren und Besuchern zugänglich zu machen.

Besichtigt werden kann auf dem Gelände der Alten Ziegelei heute nicht nur der Ringofen, sondern auch das alte Maschinenhaus und die Trockenschuppen. Außerdem kann man viel über die Herstellung von Ziegelsteinen und die Arbeitstechniken im Ziegeleigewerbe erfahren, die sich in den letzten 35 Jahren erheblich gewandelt haben.
Arbeit in der Tonkuhle der Ziegelei Teebken


Die nicht mehr vorhandene Rampe zum Maschinenhaus


Die Ziegelei Teebken in den 1960er Jahren


Beschickungsebene vor der Sanierung
 
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